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Am 1. Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft. Erfahren Sie, wie Unternehmen mögliche Risiken vermeiden und Chancen nutzen können.

Ich habe gemeinsam an diesem Whitepaper mit folgende Autoren gearbeitet:  Dr. Jan Herrmann, Patrik Spalt, Jillian Abele und themmert .

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Chance für mehr Resilienz und Vertrauen


Rund 80 % der in Deutschland ansässigen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten kommen ihren Sorgfaltspflichten in puncto Lieferketten bisher unzureichend nach. Das geht aus dem Abschlussbericht des „Monitorings zum Stand der Umsetzung der fünf Kernelemente des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte“ hervor, den die Bundesregierung im Oktober 2021 vorgelegt hat.

Menschenrechte stärken und Unternehmensinteressen berücksichtigen


Der gesellschaftliche Trend zur zunehmenden Verantwortung und daraus resultierend, Transparenz in Bezug auf die drei ESG-Eckpfeiler – Umwelt (Environmental), Soziales (Social) sowie verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) – führen weltweit zu neuen gesetzlichen Regulationen. Beispielhaft sind menschenrechtliche Sorgfaltspflichten Teil der zweiten Säule der UN-Leitprinzipien und in einigen Ländern durch entsprechende Gesetze bereits reguliert. Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz werden sie nun auch in Deutschland verpflichtend. Der Bundestag hat das Gesetz am 11. Juni 2021 verabschiedet; am 1. Januar 2023 wird es als Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft treten.

  • Das LkSG soll Lieferkettentransparenz erhöhen, Menschenrechte stärken und zugleich Unternehmensinteressen berücksichtigen.

  • Unternehmen drohen drastische Strafen bei Verstößen.

  • Gemeinsame Lösung von PwC und SAP für mehr Lieferkettentransparenz – Unternehmen können Vorgaben sicherstellen und dabei Mehrwerte generieren.


Wer vom LkSG betroffen ist


Das LkSG betrifft alle in Deutschland ansässigen Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten. Ab dem 1. Januar 2024 wird dieser Schwellwert auf 1000 Mitarbeitende sinken. Das Gesetz betrifft indirekt auch KMU, da sich die Sorgfaltspflichten ebenfalls auf Zulieferer erstrecken.

Das LkSG definiert Pflichten und Verantwortungen für Unternehmen in der Lieferkette. Es regelt die Achtung international anerkannter Menschenrechte. Dies soll die Rechte der von Unternehmensaktivitäten betroffenen Menschen stärken und zugleich die Interessen der Unternehmen an Rechtssicherheit und fairen Wettbewerbsbedingungen berücksichtigen.

Europäisches Lieferkettengesetz ist in Vorbereitung


Ein Gesetz der EU-Kommission für ein europaweit geltendes Lieferkettengesetz soll bis 2024 verabschiedet werden. Die Pläne der EU-Kommission sehen schärfere Regeln als die des deutschen LkSG vor; dazu zählen insbesondere ein größerer Anwendungsbereich, Sorgfaltspflichten jenseits direkter Lieferanten sowie eine zivilrechtliche Haftung.

Was das LkSG für Unternehmen bedeutet


Mit dem LkSG müssen Unternehmen menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einhalten sowie Verbote achten:

  • Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Sklaverei

  • Missachtung des Arbeitsschutzes

  • Missachtung der Koalitionsfreiheit

  • Diskriminierung

  • Vorenthalten angemessener Löhne

  • Widerrechtliche Zwangsräumung, Entzug von Land, Wäldern und Gewässern

  • Beauftragung und Nutzung privater sowie öffentlicher Sicherheitskräfte unter Missachtung der Menschenrechte

  • Sonstiges Verhalten, das geschützte Rechtspositionen schwerwiegend beeinträchtigt.


Darüber hinaus müssen Unternehmen umweltbezogene Pflichten wahrnehmen und Verbote zum Umweltschutz einhalten:

  • Schädliche Verunreinigungen von Böden, Gewässern und Luft sowie schädliche Lärmemissionen und übermäßiger Wasserverbrauch

  • Verbot der Herstellung, Verwendung und Behandlung von Quecksilber (Minamata-Übereinkommen)

  • Verbot der Produktion und Verwendung persistenter organischer Schadstoffe (Stockholmer Übereinkommen, POPs-Übereinkommen)

  • Verbot nichtumweltgerechter Handhabung, Sammlung, Lagerung und Entsorgung von Abfällen (POPs-Übereinkommen)

  • Verbot der Ausfuhr und Einfuhr gefährlicher Abfälle (Basler Übereinkommen).


Verstoßen Unternehmen gegen das LkSG, müssen sie mit – zum Teil beträchtlichen – Konsequenzen rechnen. Möglich sind beispielsweise Zwangsgelder von bis zu 50.000 Euro und Bußgelder in Höhe von bis zu 2% des Jahresumsatzes bei fehlenden Abhilfemaßnahmen, wenn Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 400 Millionen Euro erzielen. Es drohen bis zu 8 Millionen Euro Bußgelder bei fehlenden Präventionsmaßnahmen oder Beschwerdeverfahren sowie bis zu 5 Millionen Euro bei fehlender Risikoanalyse.

Darüber hinaus können Unternehmen bis zu drei Jahre lang von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden. Möglich ist auch ein Eintrag ins Wettbewerbsregister. Unternehmen sind außerdem zur Auskunft und Herausgabe von Daten sowie zur Durchführung von Korrektivmaßnahmen verpflichtet.

Zusätzlich sind Kunden und die Öffentlichkeit mehr sensibilisiert auf das Thema Nachhaltigkeit so dass Unternehmen bei Verstößen einen großen Imageschaden riskieren würden.

Chancen für mehr Resilienz und Vertrauen


Das LkSG stellt Unternehmen hinsichtlich der Transparenz ihrer Lieferketten vor verschiedene Herausforderungen. Gründe für fehlende Transparenz sind unter anderem der enorme Aufwand, mangelndes Know-how zur Umsetzung sowie fehlende Technologien. Dazu kommt sicherlich auch die mangelnde Bereitschaft von Lieferanten, Sichtbarkeit in ihre Lieferkette zu geben.

Gerade weil Lieferketten stets komplexer werden, gewinnt die „Multitransparenz“ über die gesamte Lieferkette hinweg zunehmend an Bedeutung – und dies nicht allein aufgrund neuer Gesetze. Ein wichtiger Faktor ist auch die zunehmend hohe Erwartung vieler Konsumenten an eine ökonomische, soziale sowie ökologische Lieferkette. Gestiegen ist in den vergangenen Jahren auch das Marken- und Reputationsrisiko, insbesondere durch die wachsende Bedeutung der sozialen Medien und der damit einhergehenden weltweiten Verbreitung von negativen Nachrichten in Echtzeit.

PwC sieht im LkSG die Chance für Unternehmen, direkten Mehrwert zu schaffen, und zwar über die bloße Einhaltung der Vorschriften bzw. die Vermeidung von Strafzahlungen hinaus.

So stehen Unternehmen vor der Wahl. Sie können den Mindestanforderungen nachkommen, die für die bloße Einhaltung des neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes notwendig sind oder dieses als Chance nutzen, direkten Mehrwert – in Form von gesteigertem Vertrauen, geringeren Kosten, zusätzlichem Wachstum sowie vollständiger Transparenz – zu schaffen.


 

PwC Transformationsansatz


Der von PwC entwickelte Transformationsansatz kann zwar auch genutzt werden, um die Mindestanforderungen einzuhalten, er schafft bei der LkSG-Einführung aber insbesondere einen direkten Mehrwert durch gesteigertes Vertrauen, reduziertes Risiko, zusätzliches Wachstum sowie verringerte Kosten. Der praxiserprobte Transformationsansatz besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Phasen.

 


Die Herausforderungen und Risiken rund um das Thema LkSG sind vielfältig und Verantwortlichkeiten typischerweise über eine Vielzahl von Unternehmensfunktionen verteilt. Daher basiert der Transformationsansatz von PwC auf acht Umsetzungsdimensionen, die Unternehmen dabei helfen, LkSG Projekte zielgerichtet und effizient im Kontext ihrer Risikomanagementsysteme durchzuführen.


Hinsichtlich der drei Dimensionen „Technology & Data“, „Business Partner“ sowie „Supplier Risk Management“, der acht von PwC definierten Dimensionen, bietet SAP eine umfassende Lösungsplattform für den erfolgreichen Umgang mit dem LkSG.

Umsetzung des LkSG mit Hilfe von SAP-Technologien


Zwar fordert das LkSG die Einführung eines effektiven Risikomanagement-Systems, spricht jedoch nicht zwingend von einer Software-Lösung. Insbesondere Unternehmen mit breiter, internationaler Lieferantenbasis benötigen jedoch digitale Lösungen, um effektiv Risiken zu managen.

Die relevanten Prozesse sind in den meisten Unternehmen in der einen oder anderen Form bereits etabliert. Es geht jetzt darum, diese systematisch zu erweitern, um den neuen Anforderungen aus dem LkSG gerecht zu werden.

SAP sieht dabei im Wesentlichen die Prozesse des Lieferanten-Risikomanagements, und des Lieferanten Managements sowie am Rande auch die Prozesse des Sourcings, Vertragsmanagements und der Bestellabwicklung betroffen. SAPs zahlreiche Kunden in Deutschland erwarten eine pragmatische Lösungsantwort auf die Anforderungen dieses Gesetzes.

Mit SAP vom Lieferantenmanagement zum Lieferkettenmanagement


Um den Anforderungen des LkSG in komplexen Lieferketten gerecht zu werden, sind digitale Lösungen hilfreich, die folgende Komponenten berücksichtigen:

  • Risikobasierter Ansatz zur Identifikation von Hotspots in der Lieferkette

  • Individuelle Lieferantenansprache zur Daten- und Informationslieferung

  • Wirksamkeitskontrolle über klar definierte Indikatoren

  • Bewertung, Priorisierung und Segmentierung von Lieferanten

  • Übergreifende Workflows

  • Transparenz entlang der Lieferkette

  • Kontinuierliches Risikomanagement

  • Datensammlung zur Dokumentation und Berichterstattung


Als Fundament einer digitalen LkSG Lösung sehen wir das SAP Ariba Supplier Management, SAP Ariba Supplier Risk Management und das SAP Business Network. SAP findet dabei auch eine pragmatische LkSG-Compliance Antwort für Kunden, welche bereits andere Procurement Lösungen einsetzen.

Darüber hinaus adressiert SAP weitere Compliance-Anforderungen für bestimmte Branchen und Materialgruppen. Dazu zählen Lösungen, wie SAP S/4HANA Product Compliance, SAP Fieldglass, SAP Strategic Sourcing Suite und SAP S/4HANA EHS.



Lieferanten-Repository und ein digitales Lieferanten Lifecycle Management


Das Fundament für ein Risiko Management System ist ein zentrales, vollständiges und aktuelles Lieferantenverzeichnis.

Mit Hilfe eines zentralen Lieferanten-Repository und eines digitalen Lieferanten Lifecycle Managements wird Transparenz über direkte Lieferanten geschaffen, sowie der Lieferanten Lifecycle Prozess, von der Lieferanten-Registrierung, Onboarding, Qualifizierung bis zur Segmentierung unterstützt. Dabei können entsprechende Nachhaltigkeitsthemen und Risiko Assessments bereits beim Onboarding berücksichtigt und relevante Zertifikate geprüft werden.

Über das SAP Business Netzwerk bietet SAP Lieferanten einen zentralen Ort für die Verwaltung seiner Lieferanten Daten, (z.B. Stammdaten, Fragebögen, Zertifikate) für alle Kunden, die das SAP Business Netzwerk nutzen. Die zentralen Änderungen des Lieferanten können dann von den Kunden in Ihre SAP Ariba Supplier Management Lösung und darüber auch an ihr Backend System übertragen werden.  Zusätzlich unterstützt die SAP-Lösung die Anbindung von Drittdatenquellen für den effizienten Datenaustausch mit einer breiten Lieferantenbasis.

Dank dieser Funktionen können Einkäufer effizient und auf verlässlicher Informationsbasis, die am besten geeigneten Lieferanten für eine Sourcing-Initiative zusammenstellen.

Supplier Risk Management


Mit SAP Ariba Supplier Risk können Risiken und Störungen durch eine in dem Beschaffungsprozess integrierte Risikoprüfung von Lieferanten vermieden werden.

Die wesentlichen Aktivitäten des LkSG konformen Prozesses werden dabei von Ariba Supplier Risk unterstützt. Systematische Risikoanalysen werden einerseits durch die Überwachung Ihrer Lieferanten mit Risikowarnungen auf Grundlage von 130 Risikovorfällen und mit einem Zugriff auf mehr als 600.000 Nachrichtenwebseiten, Behördendaten und Katastropheninformationssystemen sowie anderen öffentlichen und privaten Quellen gewährleistet.

Zusätzlich können weitere nachhaltigkeitsrelevante Datenquellen sehr einfach aktiviert sowie kundenspezifische Inhalte über strukturierte Fragebögen erfasst werden. Die marktführende Lösung von SAP für die Steuerung von Lieferantenrisiken ermöglicht es, maßgeschneiderte Risikosichten und Warnmeldungen einzurichten – für jede Lieferantenbeziehung und abgestimmt auf Ihre Rolle. Zudem können Lieferanten auf Basis ihres Risikopotenzials segmentiert werden. Dank der vollständigen Sicht auf jeden einzelnen Lieferanten werden zeitnahe, kontextbezogene und präzise Entscheidungen getroffen und die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern verbessert werden.

Die für das LkSG wesentlichen Aktivitäten in Bezug auf Präventionsmaßnahmen, Abhilfemaßnahmen und Beschwerden werden ebenfalls in der Ariba Supplier Risk Lösung bearbeitet.

Im Kontext des übergreifenden Beschaffungsprozesses ist wichtig, dass Genehmigungsworkflows über Bereichsgrenzen hinweg schnell durchlaufen. Die effektive Verankerung des Risikomanagement Prozesses sollte sicherstellen, dass keine Bestellungen mehr gegen aus Risikoaspekten geblockte Lieferanten getätigt werden können.

Branchenspezifische Erweiterungen


Abhängig von der Branche und Geschäftsmodell ergeben sich einige zusätzliche Funktionen, welche im Kontext des Lieferkettengesetz relevant sind.

Mit SAP S/4HANA Product Compliance können produzierende Unternehmen Compliance Informationen für ihre Produkte verwalten, ihre Produkte gemäß Gefahrgutvorschrift klassifizieren, Sicherheitsdatenblätter und Etiketten gemäß Chemikalienverordnung und anderer gesetzlicher Anforderungen erstellen. Die Compliance Informationen können genutzt werden, um für bestimmte Lieferanten und Materialgruppen auch die Umweltgesichtspunkte systematisch abzudecken.

SAP S/4HANA Environment, Health and Safety (SAP S/4HANA EHS) bietet eine umfassende Lösung für das Nachhaltigkeitsmanagement und den Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz für die eigenen Mitarbeiter und Fabriken im Produktionsnetzwerk.

Unternehmen mit einem großen Anteil von externen Mitarbeitern hilft die SAP Fieldglass Lösung, Transparenz über Zeitarbeitnehmer, Freiberufler sowie Dienstleister wie Beratungsunternehmen und Marketingagenturen zu schaffen. Mit SAP Fieldglass können z.B. Stichprobenkontrollen bei einzelnen externen Mitarbeitern durchgeführt und sichergestellt werden, dass alle vorübergehend Beschäftigen die entsprechende Schutzausrüstung und Sicherheitstrainings bekommen haben, sowie im Rahmen der zeitlichen Vorgaben tätig waren und marktüblich bezahlt werden.

Manche Unternehmen im Handel oder produzierenden Gewerbe legen großen Wert auf Transparenz bis hin zu mehreren Stufen von Vorlieferanten oder auf Lieferanten-Werksbasis. Die geplante SAP 3rd-Party-Factory-Funktion sammelt diese Information im Sourcing-Prozess strukturiert ein, und stellt sie in den Arbeitsbereich für Folgeverträge und schließlich dem SAP Backend System zur Verfügung. Vollständige Transparenz zur Produktherkunft über mehrere Lieferkettenstufen können außerdem mit Blockchain-basierten SAP LBN Material Traceability oder Green Token Lösungen erreicht werden.

Die einzelnen SAP-Lösungen bieten umfassende Reporting Funktionalitäten. Für das unternehmens- und nachhaltigkeitszielübergreifende interne sowie externe Reporting bietet der Sustainability Control Tower ein geeignetes Instrument.