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freddysetgo
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Unternehmen sind heute wie nie zuvor angehalten, verantwortungsvoll zu handeln – der Gesellschaft, den eigenen Mitarbeitenden und der Umwelt gegenüber. Frühzeitig und richtig auf Entwicklungen zu reagieren, ist wichtig. Das gilt auch für den Klimawandel. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass unsere Kunden sich zunehmend wünschen, auf dem Weg zur unternehmerischen Nachhaltigkeit begleitet zu werden. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, wurde das Office des CTO kürzlich zum virtuellen Sustainability HUB für die SAP Deutschland nominiert. Im Schulterschluss mit allen bereits aktiven Kolleginnen und Kollegen, bündelt das CTO Office die gesamte bestehende Expertise und bildet damit eine zentrale Anlaufstelle für Kundentermine, Business Development und  Demand Generation. Im Interview mit Glenn González, CTO der SAP Deutschland, spreche ich in unserer heutigen Blogausgabe, über die Bedeutung von Nachhaltigkeit, über Ängste und über Ziele für eine nachhaltigere Zukunft. 



Glenn González, CTO SAP Deutschland


Obwohl sich „Nachhaltigkeit“ zu einem der meist genutzten Buzzwords der letzten Jahre entwickelt hat, existiert keine allgemeingültige Definition. Glenn, wie würdest du Nachhaltigkeit definieren?


 


Es ist wahr, der Begriff wird mittlerweile so inflationär verwendet, dass er an Aussagekraft zu verlieren droht. Eine vage Vorstellung der Bedeutung hat wohl jeder im Kopf. Gleichzeitig bleibt die Mehrheit still, wenn es heißt, „Nachhaltigkeit“ zu erklären. Interessant ist, dass der Begriff ursprünglich aus der Forstwirtschaft kommt. Vor einigen hundert Jahren hatte man mehr Bäume geerntet als gepflanzt. Ein wichtiger Wirtschaftszweig drohte zum Erliegen zu kommen. Und so wurde der Begriff der Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Kurzum: es solle nicht mehr Holz genutzt werden, als auf Dauer auch nachwachsen kann. Und genau so verhält es sich natürlich nicht nur mit Holz, sondern mit sämtlichen Ressourcen dieser Erde, aber auch mit menschlichem Leben. Nachhaltigkeit existiert eben nicht nur auf ökologischer, sondern auch auf ökonomischer und sozialer Ebene. 

Wieso ist das so wichtig?


 


Es ist eigentlich ganz einfach. Wenn‘s weg ist, ist’s weg. Manches können wir rückgängig machen, anderes ist für immer verloren. Hinzu kommen dann noch Zusammenhänge, die einem so nicht direkt auffallen würden. Sterben die Bienen, sterben ein paar Jahre später die Menschen! Das soll Albert Einstein mal gesagt haben. Wieso? Rund 90% der Obstbäume werden durch Honigbienen bestäubt. Im Umkehrschluss bedeutet das – ohne Biene kein Obst. Und es gibt zahlreiche weitere Beispiele. Krill verliert durch das Schmelzen der Polkappen seinen Lebensraum. Das wiederum heißt – ohne Krill kein Wal, keine Robbe und kein Pinguin. Diese Korrelationen sind nicht jedem bewusst. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte könnten rund eine Million Arten verschwinden, wenn sich der Zustand unserer Ökosysteme weiterhin verschlechtert. Und wer weiß, welche Kettenreaktionen das mit sich bringen wird. 

Eco-Anxiety, die Klima-Angst. Manche Menschen werden davon sogar depressiv. Ist denn wirklich alles so schlecht, machen wir denn keine Fortschritte?


 


Keineswegs, das wollte ich damit nicht gesagt haben. Wir machen große Fortschritte und nicht alles auf dieser Welt ist schlecht. Ganz im Gegenteil. Wir erleben einen Wendepunkt der öffentlichen Meinung. Und das wirkt sich auch auf Politik und Wirtschaft aus. Ob Joghurt, Banane oder Mietwagen – auf sämtlichen Konsumgütern finden sich neuerdings CO2-Kennzeichnungen. Das punktet enorm und spiegelt sich auch im Marktanteil solcher Produkte wider. Im Vergleich zu nicht gekennzeichneten Produkten, wuchs der Markt für nachhaltig gekennzeichnete im vergangenen Jahr um das 7-fache. McKinsey kommt in seinen Umfragen zu einem ähnlichen Ergebnis. So sollen Drei Viertel der Deutschen beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit der Produkte achten. Es sind also nicht nur die Millennials, die sich für gesunde, umweltverträgliche Produkte und Ernährung interessieren. 

​​​​​​​Um zurück zu deiner Frage zu kommen: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wir sollten uns auf die positiven Veränderungen konzentrieren. Neue Kraft daraus schöpfen und den Kopf frei machen für gute Ideen, für Innovation. Und wir müssen lernen, dass Dinge gleichzeitig schlecht und besser sein können. In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil extrem armer Menschen deutlich mehr als halbiert. Leid und Elend gibt es natürlich trotzdem noch. Wir müssen dranbleiben. Aber wir sollten nicht vergessen, dass wir bereits einiges geleistet haben. 

Wie reagieren die Unternehmen auf die Spielregeln von Morgen? Kannst du uns ein paar Beispiele geben?


 


Gehen wir hierzu einen Schritt zurück. Egal, ob McKinsey, Capgemini, PwC, Ernst & Young oder Deloitte – ich habe in den letzten Wochen mit vielen Beratungshäusern gesprochen und alle berichten einheitlich, dass ihnen die Türen eingerannt werden. Unternehmen ersuchen aktiv Hilfe bei ihrem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit. Galt es bis dato die digitale Transformation zu bestreiten, findet nun ein enormer Shift zu Sustainability statt. Allerdings ist der Druck hier ungleich höher. Alle wollen klimaneutral sein. Es braucht keine lange Recherche, um zu sehen, dass sich sämtliche Unternehmen der Klimaneutralität verschrieben haben. Darunter auch Unternehmen, denen man das eigentlich nicht zutraut. Es führt eben kein Weg daran vorbei und wer hier verschläft, sieht neben der nachhaltigen Konkurrenz schnell ziemlich alt aus. 

Vielen Dank für all die spannenden Einblicke, Glenn! Kommen wir zur letzten Frage: Weshalb sollten Kunden mit uns darüber sprechen?


 


SAP ist die Mutter des Geschäftsprozesses und am Ende des Tages ist Nachhaltigkeitsmanagement nichts anderes als Ressourcenmanagement. Unternehmen müssen lernen, effizienter mit Ressourcen umzugehen und es braucht regenerative Systeme, es braucht Kreislaufwirtschaft. Die Zeiten, in der sich Lieferketten auf einige wenige Zulieferer herunterbrechen ließen, sind Vergangenheit. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass Unternehmen viele Produktionsschritte in weit entfernte Länder verlagern. Nachzuvollziehen, wo die bezogenen Waren/Dienstleistungen herkommen oder deren individuellen ökologischen Fußabdruck zu bestimmen, ist zur Herkulesaufgabe geworden. Deshalb stellte das Lieferkettensorgfaltsgesetz auch für viele Unternehmen eine so große Herausforderung dar. Du hast mich gefragt, was SAP damit zu tun hat. 80% aller Geschäftstransaktionen berühren ein SAP-System. SAP betreibt das größte Businessnetzwerk und liefert somit die beste Basis, um Wertschöpfungsketten zu verstehen und zu verändern – das hilft den Kunden, wichtige Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel, welche Fabriken sie nutzen oder welcher Inhaltstoff aufgrund eines schlechten ökologischen Fußabdruckes wo anders bezogen werden muss. Unsere Experten arbeiten seit geraumer Zeit daran, bestehende Lösungen zu adaptieren sowie Neue zu implementieren, um sämtliche Herausforderungen im Kontext von Nachhaltigkeit zu bestreiten. Und vor wenigen Tagen haben wir diese Lösungen gebündelt gelauncht.

Nachhaltigkeit ist eine Reise und kein Ziel. Ich glaube fest daran, dass wir diesen Weg gemeinsam mit unseren Kunden bestreiten können. Gemeinsam für ein besseres Morgen, für unsere Kinder und Kindeskinder.